+
+
Der Palatin als ‚Wiege‘ Roms weckte schon früh das Interesse der Antiquare, Raubgräber und Künstler.
+ Wie man dabei der Herausforderung der visuellen Dokumentation und Rekonstruktion der sich über 10 ha und
+ mehrere Ebenen erstreckenden antiken Bebauung des Palatins und seiner zahlreichen Funde gerecht werden wollte,
+ welche Techniken und Methoden dabei zum Einsatz kamen und wie mit den dabei entstandenen Bildern Wissen erzeugt
+ und tradiert wurde, steht im Mittelpunkt des Forschungsvorhabens.
+
+
Im Projekt geht es um den Umgang mit bildlichen Dokumentationen in archäologischen
+ Forschungsprozessen an Hand eines größeren topographischen Komplexes. Dabei ist der zeitliche Rahmen weit gespannt und reicht
+ von ersten Plänen und Ansichten des Palatins in der Frühen Neuzeit bis zu aktuellen computergestützten Verfahren der Bildproduktion.
+ Durch den langen Untersuchungszeitraum treten Veränderungen und Brüche in den Bildern deutlich zu Tage und ermöglichen
+ eine Analyse der dafür verantwortlichen Faktoren. Darüber hinaus kann durch die Langfristperspektive des Projektes auch
+ der Einfluss von früheren Bildern auf die nach ihnen entstandenen Visualisierungen untersucht und somit die Frage beantwortet
+ werden, wie Bildkonventionen entstehen, sich wandeln und die Forschungsfragen und -ergebnisse nachhaltig prägen. Auf diese Weise
+ generiert das Projekt nicht nur neue Informationen zum Palatin und seiner Forschungsgeschichte, sondern auch einen
+ grundlegenden Beitrag zur Praxis der bildlichen Dokumentation und Rekonstruktion als Praktiken der Wissenserzeugung
+ in der Archäologie.
+
+
Als zentrales Analyseinstrument wird parallel zur analytischen Monographie ein Geoinformationssystem zur Visualisierungsgeschichte
+ des Palatins („PalatinGIS“) innerhalb der idai.world aufgebaut. Es ermöglicht das nachvollziehbare Vergleichen
+ und Auswerten der bereits vorliegenden umfangreichen Datensammlung (ca. 1.700 Digitalisate) aus privaten und institutionellen Archivbeständen.
+ Das GIS wird nach den FAIR-Prinzipien zugänglich gemacht und steht im Anschluss an das Projekt weiteren Forschungen frei zur Verfügung.
+ Im Zuge seines Aufbaus ergibt sich außerdem die Möglichkeit, den heuristischen Mehrwert digitaler Datenaufbereitung kritisch zu reflektieren.
+
+
+
+
+ Grundriss und Schnitt der sog. Bagni di Livia mit einem idealen Plan eines römischen Bades,
+ Aquarellzeichnung (A. Mampieri, 10: März 1845). (Quelle: Archivio Statale di Napoli, Maggiordomia, III inv., b. 2055, f. 253.)
+
+
+
+
+
+ Plan und Aufriss der Nordfront der
Domus Tiberiana vor und nach der
+ Restaurierung, Aquarellzeichnung
(P. Gambao, 1855). (Quelle: Archivio Statale
di Napoli, Maggiordomia, III inv., b. 2175, f. 305.)
+
+
+
+
Das Geoinformationssystem zum Palatin („PalatinGIS“) entsteht und wächst sukzessive im Laufe des Projektes. In chronologischer Reihenfolge und
+ analog zur in Arbeit befindlichen Monographie werden Bilder aus der Erforschung des Palatins von der Frühen Neuzeit (um 1500) bis ins Zeitalter der
+ Digitalisierung mit Informationen angereichert und in Form von Objekteinträgen in iDAI.objects eingespeist.
+ Jeder dieser Einträge wird in einem zeitlich zugehörigen Layer im iDAI.geoserver kartiert.
Bei einem Layer
+ handelt es sich um eine georeferenzierte Karte des Palatins, die nicht allzu lange nach der Entstehung des Bildes angefertigt worden ist. Die Einträge in
+ Objects können nach unterschiedlichen Kriterien (dargestelltes Objekt, Datierung, Künstler, Technik, Literatur, etc.) durchsucht werden
+ (https://arachne.dainst.org/info/faq). Durch eine wechselseitige Verlinkung der Einträge
+ – vom Objekteintrag in iDAI.objects zum zugehörigen Layer im iDAI.geoserver und zurück – ist eine umfassende Recherche möglich, die die Zugänglichkeit und
+ Vergleichbarkeit der Bilder im Hinblick auf unterschiedliche, im Projekt näher untersuchte Aspekte ermöglicht. Zur besseren Übersicht werden neben einem Zugang
+ zum gesamten Katalog zwei weitere Kataloge erstellt, die das Material von bestimmten Zeitspannen und von bestimmten Gebäudekomplexen des Palatins beinhalten
+ (chronologischer und topographischer Katalog).
+
+
+
Katalog
+
+
+
+
+
+
+
Mitwirkende und Kontakt
+
+
• Projektleitung: Dr. Barbara Sielhorst (barbara.sielhorst@rub.de)
+ • Studentische Hilfskraft („PalatinGIS“): Anja Wolf (anja.wolf@rub.de)
+
+
+
Förderung und Kooperationen
+
+
Das Projekt am Institut für Archäologische Wissenschaften der Ruhr-Universität Bochum wird seit Oktober 2023 mit Mitteln
+ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (ProjektNr. 524436111) finanziert und findet im Rahmen einer Kooperation mit dem Deutschen
+ Archäologischen Institut statt.
+
+
+
+
B. Sielhorst
+
+